Das Wohnquartier Holtenser Berg verfügt aufgrund der vorhandenen infrastrukturellen Angebote, der nachbarschaftlichen Strukturen und der Naherholungsmöglichkeiten bereits über eine gute Qualität als Wohnstandort. Durch die Entwicklung des neuen Wohnquartiers soll auch ein Mehrwert für die vorhandene Bewohnerschaft entstehen, denn es kommen neue quartiersübergreifende Angebote hinzu, wie z. B. eine Kindertagesstätte, eine Tagespflege oder Sozialstation und weitere Dienstleistungs- oder Einzelhandelsangebote in räumlicher Nähe zum Bestand. Vorhandene Einrichtungen und Versorgungsangebot werden langfristig gesichert, da weitere Bewohner und somit Nutzer aus dem neuen Quartier hinzukommen.
Neben dem Mehrwert eines erhöhten Nutzungsangebotes entstehen auch neue Erschließungsräume im Sinne von Platzflächen, grünen Angern und gestalteten Grün- und Aufenthaltsräumen mit verschiedenen Nutzungsangeboten, Spazierwegen und Radverbindungen als gemeinschaftliche multifunktionale Stadträume mit Aufenthaltsqualität. Das vorhandene öffentliche Freiraumangebot wird somit über die Schaffung und Ergänzung neuer Angebote für Begegnung, Aktivität und Aufenthalt qualitativ ergänzt.
Neben der Vielzahl an neu entstehenden Begegnungs- und Aufenthaltsflächen bietet das am nördlichen Rand in allen drei städtebaulichen Varianten geplante Landschaftsband mit Frei- und Retentionsflächen sowie Grünspangen, die bis in das Bestandquartier hineinreichen einen hohen Mehrwert in den Bereichen Lebensqualität, Naherholung und Naturnähe. Die geplante wohnbauliche Nutzung bietet somit die Chance, den Siedlungsbereich Holtenser Berg als Wohnstandort nachhaltig zu stärken sowie baulich und hinsichtlich des Nutzungsangebotes adäquat zu erweitern und sinnvoll zu ergänzen.
Das geplante Neubaugebiet erweitert den vorhandenen Siedlungsbestand nach Norden und soll vorhandene Grün- und Wegestrukturen aufnehmen sowie neue Verbindungen zwischen angrenzender Landschaft und benachbarten Siedlungsräumen herstellen. Das künftige Europaquartier wird so zu einem selbstverständlichen Teil des Stadtteils und leistet einen Beitrag zum Weiterbauen der Stadt. Durch Öffnung und Durchlässigkeit der städtebaulichen Konzepte des neuen Quartiers mit Hilfe von Sichtbeziehungen, Durchwegung und der Verbindung öffentlicher Räume, entsteht ein integrierter, gut in den Siedlungsbestand und die umgebende Landschaft eingebetteter neuer Stadtbaustein, der sowohl zwischen den angrenzenden Wohnnutzungen vermittelt als auch neue Nutzungen und Angebote aufnimmt, die in das bestehende Wohnquartier Holtenser Berg hinein wirken und zur Vernetzung mit diesem beitragen.
Zu den wichtigsten konzeptionellen Bausteinen, Leitgedanken und Zielsetzungen für die städtebauliche Planung zum Europaquartier gehören die Attribute sozial ausgewogen und vielfältig, nachbarschaftlich und klimagerecht.
Unter dem Aspekt sozial ausgewogen und vielfältig ist zu verstehen, dass sozial ausgewogener und anpassungsfähiger Wohnraum durch ein Angebot an unterschiedlichen Bautypologien und Wohnformen, z. B. betreutes Wohnen und Wohnen in der Gemeinschaft geschaffen werden soll. Diese Ausgewogenheit und Vielfältigkeit gelingt u. a. durch ein breit gefächertes Angebot an unterschiedlichen Bautypologien und Wohnformen. Insbesondere der Geschosswohnungsbau mit anteiligem sozialem Wohnungsbau sowie Einfamilienhäusern in verdichteter Bauweise (z. B. Reihenhäuser) ermöglichen die Bedienung des mittleren bis unteren Preissegment bei anspruchsvoller Gestaltung und ermöglichen eine vielschichtige Bewohnerstruktur.
Neben dieser Vielfalt der Bewohnerstrukturen zählen Klimaschutz und die Klimaanpassung ebenfalls zum Leitgedanken der baulichen Entwicklung. Über Maßnahmen im Gebiet, wie z. B. dem Einsatz lokaler erneuerbarer Energien zur Wärmeversorgung (Nahwärmenetz), der Reduzierung des wärmegebundenen CO2-Ausstoßes durch z. B. energieeffiziente Bauweise und robuste und effiziente Erschließungsstrukturen, die insbesondere den Anforderungen der Verkehrsarten des Umweltverbundes Rechnung tragen (z. B. komfortable Rad- und Fußverkehrsanbindung des Gebiets, Angebote für Carsharing und E-Mobilität, Bus-Anbindung bzw. -Erschließung des neuen Quartiers, zentrale Unterbringung der Stellplätze), kann sich dem Klimawandel angepasst und entgegengewirkt werden. Der solare Städtebau mit aktiver und passiver Nutzung solarer Strahlungsenergie und ein hoher Grünanteil im Europaquartier durch Straßenbäume, begrünte Freiflächen und Gebäudebegrünung sind weitere Schritte für eine nachhaltige und klimagerechte Planung.
Dritter Leitgedanke und Baustein der Quartiersentwicklung ist ein nachbarschaftliches Miteinander. Dieses gemeinschaftliche Wir-Gefühl soll über die Schaffung von Kontaktorten durch Flächen für Begegnung und Kommunikation im öffentlichen Raum, z. B. mit unterschiedlichen Quartiersplätze und -straßen und über nachbarschaftliche Wohn und Freiflächenangebote in Form von Gemeinschaftsgärten, gemeinschaftlich nutzbare EG-Bereiche und Dachflächen, Gartenzonen und Gemeinschaftsflächen gelingen.
Somit werden die neu zu schaffenden Freiräume und Grünbereiche eine wichtige Rolle übernehmen: Neben der Vernetzung mit der benachbarten Wohnbebauung und der umgebenden offenen Landschaft soll im neuen Quartier ein hoher Anteil an privaten, gemeinschaftlichen und vor allem öffentlichen kommunikativen Freiflächen entstehen, die Angebote für unterschiedliche Nutzungen bieten. Neben platzartigen Flächen, die den Straßenraum gliedern und räumlich aufweiten, sind in allen drei Konzepten großzügige Grünspangen zur Quartiersgliederung vorgesehen, die unterschiedliche Funktionen bieten werden, u. a. Spielen, Sport, Aufenthalt, Erholungs- und Ruhebereiche, Spazierwege, gärtnerische Betätigung, Regenwasserrückhaltung, Frischluftentstehung, Kühlung und Ausgleich.