Umsetzungsbeispiele für das Quartier

Beispiel für einen Wohnhof mit geschlossener Bebauung

Qualitäten des Europaquartiers

Der städtebaulichen Idee liegen verschiedene Eigenschaften und anzustrebende Qualitäten zugrunde, die im Folgenden erläutert und anhand gebauter guter Beispiele („best practice“) veranschaulicht werden. 

Die gezeigten Abbildungen dienen zur Veranschaulichung geplanter und möglicher Umsetzungen im Europaquartier. Die tatsächliche gebaute Umsetzung des Europaquartiers ist im aktuellen Verfahrensschritt noch nicht festzulegen, wird jedoch durch die gesetzten Rahmenbedingungen beeinflusst. Mit Hilfe der unten stehenden Visualiserungen sollen Sie einen Eindruck bekommen, welches die möglichen Besonderheiten des Europaquartiers sein werden.

Wohnhöfe

Bei der Gestaltung von Wohnhöfen steht die Aufenthalts- und Freiflächenfunktion über der Funktion der Erschließung. Sie sind räumlich klar durch die umgebende blockartige mehr oder weniger geschlossene Bebauung gefasst und geprägt durch einen Übergang von privaten Erdgeschossnutzungen mit vorgelagerten privaten Freiflächen, wie Terrassen oder wohnungsbezogenen Gartenbereichen und zentralen gemeinschaftlich nutzbaren Freiflächen. Letztgenannte können zum Beispiel als Spiel-, Aufenthalts- oder Kommunikationsflächen und Gartenflächen ausgebildet sein.

Beispiel für einen Wohnhof mit geschlossener Bebauung
Beispiel für einen Wohnhof mit geschlossener Bebauung (©Alamy)
Geschotterte Gemeinschaftsfläche mit Bäumen und Sitzmöglichkeiten
Beispiel für einen Wohnhof als Kommunikationsfläche (©Lars Winkig)

Gemeinschaftsgärten

Gemeinschaftsgärten sind auf freiwilliger Basis kollektiv betriebene Gärten in der Tradition der community gardens. Hierbei steht der Austausch untereinander über das gemeinschaftliche und nachbarschaftliche Gärtnern neben der Erzeugung von nachhaltigen Erzeugnissen im Vordergrund.

An Geschosswohnungsbau angrenzender, genutzter Gemeinschaftsgarten mit Gartenmöbeln
Beispiel für einen Gemeinschaftsgarten
An Geschosswohnungsbau angrenzender bunt bepflanzter Gemeinschaftsgarten
Beispiel für einen Gemeinschaftsgarten
Kleinteilige Gartenpazellen, eingebettet in Gemeinschaftsfläche eines Geschosswohnungsbaus
Beispiel für einen Gemeinschaftsgarten mit strukturierten Kleinflächen (©Lars Winkig)

Quartiersplätze

Als Quartiersplatz wird der Platz eines Stadtviertels oder z. B. eines Siedlungsbausteins mit verdichteter Wohnbebauung bezeichnet, der als Ort zur Kommunikation und zum Austausch aber auch als Identifikationsmerkmal der Bewohnerschaft dient. Der Quartiersplatz ist durch eine parkähnliche oder urbane Gestaltung sowohl mit befestigten als auch begrünten Flächen geprägt. Er ist meist zentrale Anlaufstelle für das nachbarschaftliche Leben im Quartier. Neben Grünflächen und Ruhezonen sind oft Kinderspielangebote sowie verschiedene Möglichkeiten zur aktiven Freizeitgestaltung vorhanden.

Innenhof einer Blockbebauung mit Sitzmöglichkeiten und kleinem beschatteten Spielplatz
Beispiel für einen Quartiersplatz mit Kinderspielplatz (©Thomas Haug)
Grünfläche eines Quartiersplatzes, die Kinder als Spielfläche nutzen
Beispiel für einen bespielbaren Quartiersplatz (©Tobias Mann)
Mit Bäumen strukturierierter Quartiersgeplatz, angrenzend an einen Spielplatz
Beispiel für einen gestalteten Quartiersplatz (©Tobias Mann)
Kleiner, mit Bäumen bepflanzter Quartiersplatz mit diversen Sitzmöglichkeiten
Beispiel für einen begrünten Quartiersplatz als Kommunikationsraum

Boulevard oder Promenade

Hiermit sind repräsentativ gestaltete und durch Begrünung gegliederte Straßenräume gemeint oder auch Straßen, die dem Fußgänger- und Radverkehr Priorität einräumen. Sitzmöglichkeiten, Bäume und weitere Bepflanzungen und eine belebte, dem Straßenraum hin sich öffnende Erdgeschosszone, laden zum Flanieren und Verweilen ein. Die reine Erschließungsfunktion ist der Freiraumnutzung und den Nutzungsqualitäten für die Bewohnerschaft untergeordnet.

Gepflasterte Anliegerstraße mit Bäumen und Büschen als Gestaltungselemente
Beispiel für einen gestalteten Boulevard
Gepflasterter Weg mit Sitzmöglichkeiten unter Bäumen
Beispiel für einen begrünten Straßenraum mit Aufenthaltsmöglichkeit

Quartiersstraße

Im klassischen Sinne dient die Quartiersstraße der Erschließung und sammeln den Verkehr aus angrenzenden Erschließungsstraßen. Verlässt man den klassischen Rahmen, kann die Quartiersstraße die Funktion eines qualitativen und linearen Freiraumes übernehmen. Es entsteht eine Nutzerfreundlichkeit und Aufenthaltsqualität. Die moderne Quartiersstraße dient der Begegnung und Kommunikation, im Idealfall Autofrei erschlossen über eine naheliegende Quartiersgarage.

Anliegerstraße mit wassergebundener Fahrbahndecke
Beispiel für eine unasphaltierte Quartiersstraße
Gebäudeeingangsbereich mit gestalteter Schotterfläche und diversen Pflanzungen
Beispiel für einen optisch strukturierten Wohnweg
Anliegerstraße mit Nutzung durch Fußgänger, Rad- und Autofahrer
Beispiel für eine belebte Quartiersstraße mit Mischnutzung

Vorgartenzone

Unter der Vorgartenzone versteht man den unbebauten Grundstücksstreifen vor dem Haus. Dieser in den Straßenrum ausstrahlende Bereich ist Adresse und Übergangsbereich der Gebäude und zugleich nutzbarer und gestaltbarer Raum. Durch Grüngestaltung und Ausstattung dieser Vorgartenzonen kann der Stadtraum insgesamt aufgewertet werden. Es entstehen Begegnungs- und Aufenthaltsräume, welche den nachbarschaftlichen Zusammenhalt fördern und die Gebietsidentifikation stärken.

Eingangsbereich eines Geschosswohnungsbaus mit Fahrradabstellanlagen und kleinen Rasenflächen
Beispiel für eine nutzbare Vorgartenzone
Bepflanzter Eingangsbereich eines Geschosswohnungsbaus
Beispiel für eine Vorgartenzone mit Fahrradstellplätzen
Anliegerstraße mit kleinen dicht bepflanzten Vorgartenzonen
Beispiel für eine begrünte Vorgartenzone

Grünzug

Unter Grünzug versteht sich ein langgestrecktes unbebautes, in der Gestaltung häufig an einen Park angelehnter Landschaftsbereich innerhalb eines Quartiers oder Siedlungsbereichs. Diese Flächen leisten neben ihrer siedlungsnahen Erholungs-, Aufenthalts- und Begegnungsfunktionen einen wichtigen Beitrag als Frischluftschneisen und Lebensraum sowie Rückzugs- und Austauschgebiet für Tiere und Pflanzen. Gleichzeitig sind es nutzbare, z. B. mit Sport- oder Spielangeboten ausgestattete Grünräume.

Mit Büschen und Bäumen bepflanzte öffentliche Fläche, mit Sitzmöglichkeiten und wassergebundener Decke
Beispiel für einen Grünzug als Aufenthaltsraum
Weitläufige öffentliche Grünfläche mit Wegeverbindungen und Spielplatz
Beispiel für einen Grünzug

Freizeit und Landschaftsband

Die Begrifflichkeit beschreibt ein langgestrecktes parkähnliches Band, welches sich einseitig zur Landschaft hin öffnet oder in einen Park eingebettet ist. Landschaftstypische Baumreihen, kombiniert mit freistehenden Gehölzgruppen, beleben das Landschaftsband. Elemente wie z. B. eine Landschaftstreppe laden zum Verweilen ein und lassen den Blick in die Ferne schweifen. Über die Integration von Spiel-, Sport- und Freizeitangebote entsteht ein identifikationsstiftender und multifunktionaler Aufenthalts- und Begegnungsraum welcher durch die Anknüpfung und Verzahnung mit dem vorhandenen Landschaftsraum Lebens- und Erholungsqualität bietet.

Spielplatz mit Rutschen an einem Hang, auf einer öffentlichen Grünfläche
Beispiel für einen Spielplatz im Landschaftsband (©Thomas Haug)
Gestalteter Platz auf offener Grünfläche mit Kunstobjekten in Form von Schilfpflanzen
Beispiel für eine optische Gestaltung in einer Parkfläche
Öffentliche Fläche mit breiter Holztreppe als Gestaltungselement und Treffpunkt an großem, besandeten Platz
Beispiel für eine Landschaftstreppe mit Sandfläche
Weitläufige öffentliche Grünfläche mit Outdoor-Sportgeräten
Beispiel für eine Grünspange mit Sportmöglichkeiten
Belebtes kleinformatiges Basketballfeld, eingebettet in eine große Grünfläche
Beispiel für Sportmöglichkeiten in einem Landschaftsband (©Thomas Panzau)

Wasserflächen zur Rückhaltung von Regenwasser

Mit der Bebauung der Flächen des Europaquartiers ist der sorgfältige Umgang mit dem künftig auf den bebauten und versiegelten Flächen anfallenden Regenwassers erforderlich. Neben der Begrünung möglichst vieler Flächen und der Dachbegrünung der Gebäude, sind Maßnahmen erforderlich, die das überschüssige Regenwasser im Quartier zurückhalten. Dies soll durch Sammlung des Wassers in möglichst naturnah gestalteten Becken erfolgen, die es dann verzögert bzw. gedrosselt in den Niederangergraben abgeben und somit eine Zwischenspeicherfunktion haben.

Regenrückhaltebecken mit angrenzenden Kies- und Erdflächen
Beispiel für einen Retentionsraum (©Alamy)

Quartiersgarage

Im Gegensatz zu öffentlich zugänglichen Parkhäusern und Garagenanlagen handelt es sich bei der Quartiersgarage um eine Einrichtung, die auf BewohnerInnen bestimmter, genau abgegrenzter Stadtbereiche und die dort bestehende Stellplatznachfrage orientiert sind. Es handelt sich somit um Parkplätze für Dauerparker (Anwohner). Über die geeignete städtebauliche Einbindung einer Quartiersgarage in das Plangebiet gelingt es, den Pkw-Quell- und Zielverkehr im Quartier selbst zu minimieren. Straßenflächen welche sonst vorwiegend vom Pkw-Verkehr in Anspruch genommen werden, können somit für andere Verkehrsarten oder zur Grüngestaltung genutzt werden. Eine Quartiersgarage bietet auch die Chance, Wohnstraßen autofrei zu gestalten – mit Ausnahme des Anlieferverkehrs.

Das Europaquartier Göttingen

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